Mein Name ist Rafael Steinkamp und ich befinde mich aktuell in der dualen Ausbildung als Regierungssekretäranwärter bei der Bezirksregierung Münster. Voraussichtlich werde ich zum Ende des August 2020 meine mündliche Abschlussprüfung ablegen und damit die zweijährige Ausbildung abschließen. Ich bin bei der Bezirksregierung Münster seit dem Beginn meiner Ausbildung am 01.09.2018 und habe in meiner Zeit hier bereits viele verschiedene Fachgebiete durchlaufen.
Auf die Stellenausschreibung der Bezirksregierung bin ich zufällig durch eine Zeitungsanzeige aufmerksam geworden, als ich auf der Suche nach einer Ausbildung in der Verwaltung war. Ich habe den Stand der Bezirksregierung auch bei der Coesfelder Messe zur Bildungs- und Berufsorientierung (CoeMBO) besucht.
Neben der Arbeit bei der Bezirksregierung bin ich ehrenamtlicher Fußballschiedsrichter. Ich wohne in Coesfeld und pendle momentan mit dem Zug nach Münster.
Bewerbungsverfahren
Über die Internetseite habe ich mich danach genauer zum Ausbildungsablauf informiert und nachgelesen, welche Voraussetzungen ich erfüllen muss, um mich zu bewerben. Am Anfang wusste ich überhaupt nicht, welche Aufgaben die Bezirksregierung überhaupt hat. Ich fand es sehr spannend, mich auf der Internetseite durchzuklicken und zu sehen, wie viele unterschiedliche Bereiche bei der Bezirksregierung gebündelt werden. Mittlerweile weiß ich, wie umfangreich und vielfältig die Aufgaben tatsächlich sind, das konnte ich mir zu Beginn noch nicht so gut vorstellen.
Die Bewerbung lief über ein Onlineportal. Im Verlauf des Bewerbungsverfahrens wurde ich dann zu einem schriftlichen Einstellungstest und später zum persönlichen Gespräch eingeladen. Danach bekam ich sehr zeitnah eine telefonische Zusage, der dann ein schriftliches Einstellungsangebot folgte. Nachdem ich die Zusage bekam, hieß es, Einstellungsunterlagen einreichen und den Beginn der Ausbildung abwarten. Ich musste zu diesem Zeitpunkt noch die Schule besuchen, um meinen Realschulabschluss zu bekommen. Bevor man die Ausbildung beginnt, muss man außerdem zum Amtsarzt, um sich untersuchen zu lassen. Ich habe dann Ende August meine Urkunde überreicht bekommen. Mit dieser wurde ich mit Wirkung zum 01. September in das Beamtenverhältnis auf Widerruf berufen und zum Regierungssekretäranwärter (sogenannte RSA) ernannt.
Einführungswoche in der Bezirksregierung
Einen Monat vor Ausbildungsbeginn wurden wir bereits zu einer Veranstaltung der Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) eingeladen, auf der ich viele meiner jetzigen Mitauszubildenden schon kennenlernen konnte. In der Einführungswoche lernten wir dann die restlichen Azubis und Anwärter des Einstellungsjahrgangs kennen und trafen unseren Vorgängerjahrgang.
Uns wurden in dieser Woche die verschiedensten Aufgaben der BRMS gezeigt und wir durften unsere Vorgänger ausfragen. Wir haben unseren Vorgängerjahrgang auch einen Tag begleiten können, um uns ein Bild von deren Arbeitsplätzen und Aufgaben machen zu können.
In der Einführungswoche wurden uns darüber hinaus viele Vorträge gehalten, etwa über die Rechte und Pflichten, die mit unserer Verbeamtung verbunden sind. Der Ausbildungsverlauf wurde detailliert mit unserer Ausbildungsleitung besprochen und von unseren Vorgängern erhielten wir ein paar nützliche Tipps.
Im Rahmen der Einführungswoche haben wir auch einen Ausflug zum Flughafen Münster/Osnabrück, für den die Bezirksregierung Münster auch zuständig ist, gemacht und eine interessante Führung erhalten.
Theoretische Ausbildung im Institut für öffentliche Verwaltung in Hilden
Unmittelbar nach der Einführungswoche startete auch schon unser erster Unterrichtsblock in Hilden. Das dortige Institut für öffentliche Verwaltung ist für uns unter der Woche nicht nur „Berufsschule“, sondern auch Wohnung. Da es sich nicht lohnt, täglich zwischen Hilden und Münster (oder in meinem Fall Coesfeld) zu pendeln, gibt es dort die Möglichkeit zu übernachten.
Die Wochenenden verbringt man natürlich immer zu Hause. Der Unterricht ist meistens so gelegt, dass am Montagmorgen genug Zeit zur Anreise ist und man freitags etwas eher abreisen kann.
In Hilden lernen wir unsere Klassenkameraden und Stufenkameraden (bzw. Mitanwärterinnen und Mitanwärter der anderen Bezirksregierungen und des LBV) kennen. Von Hilden ist es auch nicht weit nach Düsseldorf, wenn man nicht gerade damit beschäftigt ist, zu lernen, kann man dort einiges unternehmen.
Die Fächer in Hilden drehen sich allgemein um verwaltungsrechtliche Grundlagen. Auf dem Stundenplan stehen beispielsweise Allgemeines Verwaltungsrecht, Öffentliche Finanzwirtschaft, Organisation der Verwaltung, Staatsrecht, Öffentliche Betriebswirtschaftslehre, Sprache und Europarecht.
Insgesamt gibt es vier theoretische Abschnitte in Hilden. Man startet mit dem Einführungslehrgang Teile 1 und 2, danach kommt der Zwischenlehrgang und zum Schluss der Abschlusslehrgang.
Am Ende des Einführungslehrgangs 2, kurz vor Weihnachten, schreibt man vier schriftliche Prüfungen über je zwei Stunden. Deren bestehen ist nötig um die Ausbildung fortzusetzen, diese Noten zählen jedoch nicht für die Gesamtnote.
Im Zwischenlehrgang schreibt man dann zwei Klausuren über je drei Stunden,die zu jeweils 2,5 % in die Abschlussnote einfließen.
Nach dem Abschlusslehrgang schreibt man vier schriftliche Abschlussprüfungen.
Zuletzt muss man noch die mündliche fachpraktische Prüfung absolvieren. Deren Bestehen ist das Ende der Ausbildung, die findet zum Ende des letzten praktischen Ausbildungsabschnitts statt und man bekommt Sonderurlaub um sich darauf vorzubereiten.
Praktische Ausbildung in der Bezirksregierung
Nach Ende des ersten Unterrichtsblocks wurde uns erst in der Bezirksregierung eine Woche zur Einführung in die benötigte IT-Technik gegeben. Uns wurde u.a. die Anwendung von Microsoft Office, OKE, Skype und DOMEA (das ist die aktuelle Anwendung für die Digitale Akte) gezeigt. Auch so simple Dinge wie das Zusammen¬bauen der Headsets standen auf dem Stundenplan.
Meinen ersten Praxisabschnitt mit dem Oberthema „Geschäftsablauf“ durfte ich dann im Dezernat 20 -Unterbringung von Flüchtlingen- absolvieren.
Dort wurde ich super freundlich empfangen und allen vorgestellt. Ich konnte jederzeit alles fragen und durfte an allen Besprechungen oder gemeinsamen Pausen teilnehmen. Da in dem Zeitraum einige Kontrollen in Flüchtlingsunterkünften anstanden, wurde ich auch mit auf Dienstreisen genommen.
Zum größten Teil habe ich mit meiner Ausbilderin zusammengearbeitet, die sich viel Zeit genommen hat, mir alle Zusammenhänge zu verdeutlichen, so dass ich nach einiger Zeit auch schon eigenständig arbeiten konnte. Bei Fragen stand aber quasi jeder im Dezernat als Ansprechpartner zur Verfügung und hat mir weitergeholfen. Auch andere Sachbearbeiter haben mir hin und wieder etwas aufgetragen und diese Aufgabe nachher gemeinsam mit mir besprochen.
Zusätzlich haben wir auch eine Woche die zentralen Dienste –Dezernat 12– näher kennengelernt. Passend zum Thema Geschäftsablauf durchliefen wir die Poststelle, das Gebäudemanagement sowie das Veranstaltungsmanagement.
Die beiden folgenden Abschnitte habe ich in dem Bereich der Reisekosten und der Beihilfe absolviert. Hier habe ich die Anträge auf Reisekosten u.a. von Lehrern bearbeitet und Beihilfen für beihilfeberechtigte Personen ausgezahlt.
Danach war ich für einen Abschnitt im technischen Arbeitsschutz. Nachdem ich mir gewünscht habe, einen Abschnitt in der Nebenstelle in Coesfeld zu durchlaufen, durfte ich für diesen Praxisabschnitt dieses Dienstgebäude kennenlernen. In dem Abschnitt habe ich mich mit den Vorschriften für die Arbeitszeit von Kraftfahrern und den Regelungen für die Kartenschreiber auseinandergesetzt.
Im folgenden Praxisabschnitt habe ich mich um Personalangelegenheiten der Lehrer gekümmert, also beispielsweise Arbeitsverträge, Urkunden etc. erstellt.
Meine letzten beiden Abschnitte habe ich dann in der Kinderwunschförderung absolviert. Hier werde ich auch nach der Ausbildung übernommen. Ich bearbeite bei meiner Arbeit im Dezernat Anträge von ungewollt kinderlosen Paaren. Die Kinderwunschbehandlung wird bei Vorliegen aller Voraussetzungen nach Maßgabe der Richtlinien des Landes NRW und des Bundes bezuschusst.
Prüfungen
Nach dem ersten Praxisabschnitt ging es für uns zurück zum Institut für öffentliche Verwaltung in Hilden. Dieses Mal standen Zwischenprüfungen zum Ende des Unterrichtsblocks an. Zehn Tage vor der ersten Prüfung wurde uns mitgeteilt, in welchen vier Fächern wir die Zwischenprüfungen schreiben.
An vier Prüfungstagen haben wir dann in den Fächern Ordnungsrecht, Öffentliche Finanzwirtschaft, Beamtenrecht und Organisation der Verwaltung geschrieben.
Nach den Abschnitten in der Beihilfe, bei den Reisekosten, im technischen Arbeitsschutz und im Lehrerpersonal hatten wir den Zwischenlehrgang. Anschließend wurden wir in den Fächern Staatsrecht und Beihilfe geprüft.
Nachdem ersten Praxisabschnitt in der Kinderwunschförderung startete der Abschlusslehrgang. Zunächst online und von Zuhause, aufgrund der Corona-Pandemie. Unsere Dozenten haben uns mit Aufgaben und Lernvideos versorgt. Da schon zuvor einige Unterrichtsinhalte in die Lernplattform ILIAS eingestellt wurden, war dies kein Problem.
Kurz vor den Abschlussprüfungen startete dann der Präsenzunterricht wieder, aber nur für die Fächer, in denen wir auch schriftliche Prüfung ablegen mussten.
Bei uns war dies Allgemeines Verwaltungsrecht, Öffentliche Finanzwirtschaft, Arbeits- und Tarifrecht und Staatsrecht.
Nun stehe ich kurz vor dem Abschluss meiner Anwärterzeit. Ich muss nur noch meine praktische Prüfung bestehen und werde dann zum Regierungssekretär ernannt.
Fazit
Nach knapp zwei Jahren bei der Bezirksregierung Münster bin ich froh, die Ausbildung hier begonnen zu haben und freue mich bald übernommen zu werden.
In jedem Abschnitt war ich in einem neuen Fachgebiet mit anderen Aufgaben und Anforderungen. Ich habe viele freundliche und hilfsbereite Kollegen kennengelernt und durch den Austausch mit den Kollegen viel gelernt. Der Unterricht in Hilden vermittelt das grundlegende Wissen für die praktische Arbeit.